Als Solist ist er zusammen mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester, dem Litauischen Kammerorchester, dem St. Christopher Chamber Orchestra of Vilnius und der Philharmonie Baden-Baden zu hören.
Seit 1990 lehrt er an der Musikhochschule Karlsruhe und ist ein weltweit gefragter Gastdozent. Neben methodisch-didaktischen Themen sind seine Schwerpunkte zur Zeit die Musik des Baltikums und die Komponisten am Hofe Mannheims. 2006 gründete er zusammen mit seiner Ehefrau, der Künstlerin Chai Min Werner, das Kunsthaus-Durlach, dessen Anliegen es ist, Musik, bildende Kunst und Spiritualität unmittelbar erlebbar zu machen.
Seit 2013 ist Johannes Hustedt Vorsitzender des Tonkünstlerverbandes Baden-Württemberg, Region Karlsruhe. www.kunsthaus-durlach.de
„Musik bedeutet für mich in der Begegnung mit Zuhörern, Mitspielern und Komponisten Offenheit für neue Wege, stetiges Wachsen und Weiterentwicklung.“
Johannes Hustedt imponiert mit rundem, "goldenen" Ton, souveräner Phrasierung, großem Atem und bravourösen Anblastechniken. Stuttgarter Zeitung
Der schlanke, biegsame und bisweilen in apollinischer Reinheit schwebende Flötenton Hustedts durchschreitet poetische Klangräume von schlichter Magie und mildem Ausdruck. Ulrich Hartmann, Badische Neueste Nachrichten
Eine phänomenale Musikalität, nicht geringere künstlerische Sensibilität und geistige Aristokratie wecken in diesem sich der Musik gewidmeten Menschen eine Ausdruckskraft, die man als Antivirtuosität bezeichnen möchte, weil sie die perfekt beherrschte Virtuosität übertroffen und in den Kern höherer Werte erhoben hat. Edmundas Gedgaudas, Literatus ir menas
Ein wunderbarer Musiker! Sobald man mit ihm zu spielen beginnt, fühlt man sich von Verzauberung ergriffen und von der Musik getragen. Jurgis Karnavicius
Hustedt hat sich als souveräner Flötist und reifer Musiker von hohem Niveau erwiesen. ... Sein einfühlsames Eingehen auf seine Kammermusikpartner überzeugte ebenso wie seine eigene Kreativität bei der Interpretation. Auffallend war seine klare und präzise Ensembleleitung, die ein sensibles Gestalten bei größter Offenheit ermöglichte. Peter Eötvös
Er ist ein Flötist und Musiker von sehr hohem Niveau, ... in der Tat ein ganz und gar außergewöhnlicher Künstler. Ich bürge sehr für seine großen flötistischen und musikalischen Qualitäten. Alain Marion
Deine Spiritualität musikalischer Natur hat mich immer beeindruckt. Meinrad Schütter
Aspekte der
Freien Improvisation
Die Improvisation ist die ursprünglichste Form des Musizierens:
mit der Stimme oder einem Instrument erzeuge ich Klänge aus Lust
am Klang, zeichne ich melodische Gesten aus Lust an der Gestalt, vielleicht
forme ich sogar kleine Stücke, musikalische Verläufe, die
nicht das Resultat wochenlangen Übens sind, sondern Ausdruck
meiner gegenwärtigen Befindlichkeit.
Vielleicht gibt es keine erfüllendere Form des Musizierens als
die der Improvisation.
Die Improvisation in Gruppen ist eine Hilfe und Herausforderung zugleich:
ich trage die Verantwortung für die entstehende Musik nicht alleine,
ich bekomme Impulse aus dem klingenden Umfeld, ich kann im Schutz
des Ensembles mehr riskieren, weil das Netz der gemeinsamen Verantwortung
eventuelle Abstürze auffängt, aber zugleich sind die anderen
Spieler auch Widerstände, deren Aktionen möglicherweise
meine Pläne durchkreuzen, Situationen schaffen, die meinen Handlungsspielraum
einschränken. Genau hier liegt der besondere Reiz des improvisierten
Ensemblespiels: es gibt keine wirkungsvollere Stimulans für Kreativität
als den Widerstand!
Im improvisierten
Zusammenspiel entdecken, erproben und entfalten die Spieler ihre musikalischen
Möglichkeiten. Das Ensemble entwickelt eine gemeinsame Sprache,
deren Reichtum und Differenziertheit in der Unterschiedlichkeit der
individuellen Herkunft jedes Spielers gründet. Im Mittelpunkt
des Interesses stehen aber nicht die Spielenden, sondern das Spiel,
das gegenwärtig entstehende Stück.
Auch in der "freien Improvisation" währt die Freiheit
nur Sekunden. Mit jedem Augenblick des Spielens wird das Beziehungsnetz
dichter, und die Musik übernimmt das Diktat. Mit den Grenzen
wächst die Möglichkeit der Gestaltung. Nur auf festem Boden
gelingt der Absprung.
Was für die Interpretation jedes notierten Werkes gilt, tritt bei
der Improvisation mit besonderer Vehemenz zu Tage: wenn wir die Musik,
die wir spielen nicht auch denken, geraten wir unversehens in den Strudel
unserer Abkunft, verfangen uns in einem Netz vertrauter Figuren und
bewährter Wendungen, das die Leere der langsam wachsenden Distanz
zwischen Spiel und Spielendem mit Sicherheit und Routine füllt.
Wenn wir aber während des Spielens zu denken beginnen, die Situation
beurteilen und Pläne schmieden, ist der Kontakt zum Stück
bereits abgebrochen, das Spiel verdorben, und jede Suche nach Folgerichtigkeit
vergebens.
Die Haltung des
Spielenden birgt in jedem Augenblick die Möglichkeit des Gelingens
oder die Gefahr des Scheiterns. Das bedingungslose Vertrauen in das
entstehende Stück und den Anteil des Spielenden daran ist der seidene
Faden, der das Spiel trägt. Die absolute Ausschliesslichkeit des
spielenden Tuns ist sein Kokon. Ich spiele mit Klang, um mit Klang zu
spielen. Allzu gross ist die Versuchung, zu spielen um zu gefallen,
mit erprobten Tricks und spektakulären Aktionen um die Gunst des
Hörers zu buhlen. Es gibt wenig Musik, die solches Buhlen überlebt.
In jedem Handeln lauert der Keim des Versagens. Improvisation ist ein
Vorgang von grösster Komplexität und als solcher auch anfällig
für Fehlleistungen. Bereits wenn mein Spiel sich nicht mit meiner
Hörerwartung deckt ist dies unzweifelhaft ein Fehler. Ein solcher
Fehler wird genauso selten die Musik verderben, wie eine falsche Note
ein komponiertes Werk. Die beliebte Praxis, durch Wiederholen der fehlgeschlagenen
Aktion eine "Legitimation" nachzuliefern ist unredlich und
selten ein Gewinn für das Stück.
Improvisation ist
Kommunikation.
Nicht Kommunikation des Spielers mit dem anderen Spieler oder dem Publikum,
sondern Kommunikation der Spieler mit dem entstehenden Stück.
Hansjürgen
Wäldele und Nicolas Rihs
Gedanken zum Geist der Improvisation
Improvisation ist
weniger eine Musizierform als eine Lebensform. Sie bringt den Musiker
an die Quelle der Musik zurück, eine Quelle in seinem Innersten.
Improvisieren ist ein Empfinden und Denken in Tönen. Alles ist
offen, jeder Regung, jedem Wunsch kann entsprochen, jedem Zweifel nachgegeben
werden, das Unterste darf zuoberst kommen. Man lernt, mit seinen Fehlern
umzugehen, sie zu leben; man verarbeitet sie, lässt sie zu und
geht auf sie ein wie auf alles andere, das sich ins Bewusstsein drängt.
Ständig wird Unerwartetes nach oben getragen von den Wirbeln im
Inneren...
Herbert Henck |