"Johannes Hustedt sieht seine freien musikalischen Improvisationen - immer wieder Bestandteil seiner Konzerte - als Herausforderungen, durchlässig zu werden für Schöpfungsprozesse, sie zu greifen und für den Hörer erlebbar werden zu lassen."
Frauke Meinrenken-Schwarz
Improvisation:
Johannes Hustedt – Flute & Stefan Abels – Piano
Improvisation I live
Improvisation II live
Improvisation III live
Glinka Conservatory of Nishnij-Novgorod (Russia)
 
Werke mit Improvisationen auf CD:
 

HörProbe

daraus:
Martin Müller
"Morgentau"&"Jour de Paix"
Egberto Gismonti
"Agua e Vino"

 
daraus:
Lepo Sumera
"Für einen Freund"


Klang-Performance
zwischen Raum, Farbe und Form

Johannes Hustedt – Flöten, Stimme, Saxophon, Klavier, Steine, Metall ...

Seine Vielseitigkeit ist Programm: Zwischen Weltmusik und Modern Jazz, von Renaissance bis Avantgarde kann alles in seiner Solo-Performance passieren.

Auftrittsorte – Säle, Hallen oder intime Räume von sakral bis profan inklusive Publikum – werden aktiv in die multiplen Klangereignisse einbezogen.

Ausgehend vom aktuellen Ort versteht es Johannes Hustedt, seine Zuhörer spontan in ferne Zeiten und Kulturen zu versetzen. Dadurch gewährt er einen unmittelbaren Zugang zu schöpferischen Prozessen in bildender Kunst, Architektur und Musik.

Johannes Hustedt ist mit dem Anliegen musikalisch/kulturellen Austausches, sowie seiner „vielfältigen und thematisch intelligent konzipierten CD-Reihe“ (BNN) weltweit zu Gast bei internationalen Musikfestspielen, wobei er oftmals als Grenzgänger zwischen Improvisation und Interpretation auftritt. Dabei hinterlässt die Auseinandersetzung mit Musik aus allen Kulturkreisen, besonders Asien, Südamerika und Osteuropa deutliche Spuren.

1961 im niedersächsischen Verden geboren, übten schon früh Theater, Film, bildende Kunst und Literatur eine starke Anziehungskraft auf den Musiker aus – Grundlage seines heutigen Engagements für interdisziplinäre Kulturprojekte. Johannes Hustedt war Gründungsmitglied des Gamelan-Orchesters des Übersee-Museums Bremen, künstlerischer Leiter der Baltikumtage des Hermann-Hesse-Jahres 2002 in Calw und Kulturbotschafter des Landes Baden-Württemberg im Rahmen des deutsch/kanadischen Kulturaustausches 2006.


Als Solist ist er zusammen mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester, dem Litauischen Kammerorchester, dem St. Christopher Chamber Orchestra of Vilnius und der Philharmonie Baden-Baden zu hören. Seit 1990 lehrt er an der Musikhochschule Karlsruhe und ist ein weltweit gefragter Gastdozent. Neben methodisch-didaktischen Themen sind seine Schwerpunkte zur Zeit die Musik des Baltikums und die Komponisten am Hofe Mannheims.
2006 gründete er zusammen mit seiner Ehefrau, der Künstlerin Chai Min Werner, das Kunsthaus-Durlach, dessen Anliegen es ist, Musik, bildende Kunst und Spiritualität unmittelbar erlebbar zu machen. Seit 2013 ist Johannes Hustedt Vorsitzender des Tonkünstlerverbandes Baden-Württemberg, Region Karlsruhe. www.kunsthaus-durlach.de

„Musik bedeutet für mich in der Begegnung mit Zuhörern, Mitspielern und Komponisten Offenheit für neue Wege, stetiges Wachsen und Weiterentwicklung.“

Johannes Hustedt imponiert mit rundem, "goldenen" Ton, souveräner Phrasierung, großem Atem und bravourösen Anblastechniken. Stuttgarter Zeitung

Der schlanke, biegsame und bisweilen in apollinischer Reinheit schwebende Flötenton Hustedts durchschreitet poetische Klangräume von schlichter Magie und mildem Ausdruck. Ulrich Hartmann, Badische Neueste Nachrichten

Eine phänomenale Musikalität, nicht geringere künstlerische Sensibilität und geistige Aristokratie wecken in diesem sich der Musik gewidmeten Menschen eine Ausdruckskraft, die man als Antivirtuosität bezeichnen möchte, weil sie die perfekt beherrschte Virtuosität übertroffen und in den Kern höherer Werte erhoben hat. Edmundas Gedgaudas, Literatus ir menas

Ein wunderbarer Musiker! Sobald man mit ihm zu spielen beginnt, fühlt man sich von Verzauberung ergriffen und von der Musik getragen. Jurgis Karnavicius

Hustedt hat sich als souveräner Flötist und reifer Musiker von hohem Niveau erwiesen. ... Sein einfühlsames Eingehen auf seine Kammermusikpartner überzeugte ebenso wie seine eigene Kreativität bei der Interpretation. Auffallend war seine klare und präzise Ensembleleitung, die ein sensibles Gestalten bei größter Offenheit ermöglichte. Peter Eötvös

Er ist ein Flötist und Musiker von sehr hohem Niveau, ... in der Tat ein ganz und gar außergewöhnlicher Künstler. Ich bürge sehr für seine großen flötistischen und musikalischen Qualitäten. Alain Marion

Deine Spiritualität musikalischer Natur hat mich immer beeindruckt. Meinrad Schütter

Aspekte der Freien Improvisation

Die Improvisation ist die ursprünglichste Form des Musizierens: mit der Stimme oder einem Instrument erzeuge ich Klänge aus Lust am Klang, zeichne ich melodische Gesten aus Lust an der Gestalt, vielleicht forme ich sogar kleine Stücke, musikalische Verläufe, die nicht das Resultat wochenlangen Übens sind, sondern Ausdruck meiner gegenwärtigen Befindlichkeit.
Vielleicht gibt es keine erfüllendere Form des Musizierens als die der Improvisation.

Die Improvisation in Gruppen ist eine Hilfe und Herausforderung zugleich: ich trage die Verantwortung für die entstehende Musik nicht alleine, ich bekomme Impulse aus dem klingenden Umfeld, ich kann im Schutz des Ensembles mehr riskieren, weil das Netz der gemeinsamen Verantwortung eventuelle Abstürze auffängt, aber zugleich sind die anderen Spieler auch Widerstände, deren Aktionen möglicherweise meine Pläne durchkreuzen, Situationen schaffen, die meinen Handlungsspielraum einschränken. Genau hier liegt der besondere Reiz des improvisierten Ensemblespiels: es gibt keine wirkungsvollere Stimulans für Kreativität als den Widerstand!

Im improvisierten Zusammenspiel entdecken, erproben und entfalten die Spieler ihre musikalischen Möglichkeiten. Das Ensemble entwickelt eine gemeinsame Sprache, deren Reichtum und Differenziertheit in der Unterschiedlichkeit der individuellen Herkunft jedes Spielers gründet. Im Mittelpunkt des Interesses stehen aber nicht die Spielenden, sondern das Spiel, das gegenwärtig entstehende Stück.
Auch in der "freien Improvisation" währt die Freiheit nur Sekunden. Mit jedem Augenblick des Spielens wird das Beziehungsnetz dichter, und die Musik übernimmt das Diktat. Mit den Grenzen wächst die Möglichkeit der Gestaltung. Nur auf festem Boden gelingt der Absprung.

Was für die Interpretation jedes notierten Werkes gilt, tritt bei der Improvisation mit besonderer Vehemenz zu Tage: wenn wir die Musik, die wir spielen nicht auch denken, geraten wir unversehens in den Strudel unserer Abkunft, verfangen uns in einem Netz vertrauter Figuren und bewährter Wendungen, das die Leere der langsam wachsenden Distanz zwischen Spiel und Spielendem mit Sicherheit und Routine füllt. Wenn wir aber während des Spielens zu denken beginnen, die Situation beurteilen und Pläne schmieden, ist der Kontakt zum Stück bereits abgebrochen, das Spiel verdorben, und jede Suche nach Folgerichtigkeit vergebens.

Die Haltung des Spielenden birgt in jedem Augenblick die Möglichkeit des Gelingens oder die Gefahr des Scheiterns. Das bedingungslose Vertrauen in das entstehende Stück und den Anteil des Spielenden daran ist der seidene Faden, der das Spiel trägt. Die absolute Ausschliesslichkeit des spielenden Tuns ist sein Kokon. Ich spiele mit Klang, um mit Klang zu spielen. Allzu gross ist die Versuchung, zu spielen um zu gefallen, mit erprobten Tricks und spektakulären Aktionen um die Gunst des Hörers zu buhlen. Es gibt wenig Musik, die solches Buhlen überlebt.
In jedem Handeln lauert der Keim des Versagens. Improvisation ist ein Vorgang von grösster Komplexität und als solcher auch anfällig für Fehlleistungen. Bereits wenn mein Spiel sich nicht mit meiner Hörerwartung deckt ist dies unzweifelhaft ein Fehler. Ein solcher Fehler wird genauso selten die Musik verderben, wie eine falsche Note ein komponiertes Werk. Die beliebte Praxis, durch Wiederholen der fehlgeschlagenen Aktion eine "Legitimation" nachzuliefern ist unredlich und selten ein Gewinn für das Stück.

Improvisation ist Kommunikation.
Nicht Kommunikation des Spielers mit dem anderen Spieler oder dem Publikum, sondern Kommunikation der Spieler mit dem entstehenden Stück.

Hansjürgen Wäldele und Nicolas Rihs


Gedanken zum Geist der Improvisation

Improvisation ist weniger eine Musizierform als eine Lebensform. Sie bringt den Musiker an die Quelle der Musik zurück, eine Quelle in seinem Innersten. Improvisieren ist ein Empfinden und Denken in Tönen. Alles ist offen, jeder Regung, jedem Wunsch kann entsprochen, jedem Zweifel nachgegeben werden, das Unterste darf zuoberst kommen. Man lernt, mit seinen Fehlern umzugehen, sie zu leben; man verarbeitet sie, lässt sie zu und geht auf sie ein wie auf alles andere, das sich ins Bewusstsein drängt. Ständig wird Unerwartetes nach oben getragen von den Wirbeln im Inneren...

Herbert Henck


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